Die Bäckerei Wehr, meine Lieblingsbäckerei gleich um die Ecke in der Altstadt, die 1883 eröffnet hatte, gab auf. Es rentierte sich wohl einfach nicht mehr – und das ganze Viertel verlor damit viel mehr als nur eine kleine Bäckerei, es verlor ein Kommunikationszentrum. Hierhin strömte die Nachbarschaft, hier holte sich der Tanzschulenbesitzer von quer gegenüber seinen geliebten gedeckten Apfelkuchen, hier plauschte man – in diesem Fall trifft die abgewetzte Wendung tatsächlich zu – über Gott und die Welt.
Mein Interesse war geweckt: Gab es noch viele solcher Traditionsbäckereien in der Stadt? Wenn ja, wie viele? Und wie viele hatten bereits schließen müssen im Lauf der Jahre? Ich wollte das dokumentieren und begab mich mit meiner Kamera auf Spurensuche.
Das Handwerk ist ebenso wie der inhabergeführte Einzelhandel nicht nur in meiner Heimatstadt Fürth in der Existenz bedroht, sondern in ganz Deutschland und in weiteren Industriestaaten. Auch Metzgereien sind von diesem negativen Trend betroffen. Kleine Bäckereien aber sind für viele Menschen nicht nur Orte, in denen man Lebensmittel kauft, sie sind vielmehr Lebensmittelpunkte, die ein Viertel lebendig und zugleich lebenswert machen.
Mit dem Bildband „BROTZEIT“ möchte ich die Entwicklung des Bäckereiensterbens in Fürth dokumentieren und den Betrachter damit zum Nachdenken anregen. Die Arbeit hat einen persönlichen und sehr emotionalen Ansatz, der in dokumentarischer Weise nähergebracht werden soll. Das Thema betrifft uns alle, es kann ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wir mit einer zunehmend technisierten und globalisierten Welt umgehen, was uns erhaltenswert erscheint und welche Mittel geeignet sind, um gegenzusteuern.
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